
Stadtblick: Uli Hirschmann & Sebastian Kliesch
Veröffentlicht am 03.02.2025
Sebastian Kliesch leitet die Malteser im Offizialatsbezirk Oldenburg mit Herzblut. Uli Hirschmann, Stadtbeauftragter in Vechta, trägt maßgeblich zur Organisation bei. Zwei Macher mit Leidenschaft für ihre Gemeinschaft.
Wie seid ihr beide zu den Maltesern gekommen?
Sebastian: Wir kommen beide aus Wilhelmshaven und haben uns auf einer kirchlichen Jugendfreizeit kennengelernt, am 7.7.74. Dem Tag, an dem Deutschland Fußballweltmeister wurde. Uli war damals bereits ehrenamtlich bei den Maltesern tätig und hat mich dann irgendwann einfach mitgenommen. Übrigens ein häufiger Weg des Erstkontaktes: komm doch einfach mal mit. So war es bei Uli sein älterer Bruder, der über einen Erste-Hilfe-Kurs in der Schule zu den Maltesern fand und dann auch seinen jüngeren Bruder für die Malteserarbeit begeisterte.
Ihr wart beide hauptberuflich bei den Maltesern tätig. Welche Stationen habt ihr durchlaufen?
Sebastian: Ich habe 1979 meinen Zivildienst in Vechta bei den Maltesern absolviert. In dieser Zeit habe ich mit Uli zusammengewohnt, der zu der Zeit Soziale Arbeit hier studierte. Im Anschluss blieb ich als Ausbildungs- und Jugendreferent in Vechta und wurde 1990 Diözesangeschäftsführer für den Offizialatsbezirk Oldenburg. Später übernahm ich dann zusätzlich die Funktion des Regionalgeschäftsführers der Region Nord-Ost, die die Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Berlin und die östlichen Länder, mit Ausnahme von Thüringen, umfasste.
Uli: Ich war nach dem Studium ab 1982 als Geschäftsführer der Malteser in Bremen und von 1985-1994 in meiner Heimatstadt Wilhelmshaven tätig. 1994 habe ich die Tischseite gewechselt und bin in den Außendienst der apetito AG gewechselt.
apetito ist ein Familienunternehmen in Rheine, das seit 1958 Verpflegungslösungen für Menschen in unterschiedlichen Ernährungs- und Lebenssituationen bietet. Von apetito bekamen wir seinerzeit das Essen auf Rädern geliefert. Bis Ende 2024 war ich dann über 30 Jahre bundesweit dort im Vertrieb tätig.
Was hat euch bewogen, in eurem jetzigen Rentendasein wieder ehrenamtlich zu engagieren?
Sebastian: Mein Vorgänger in der Funktion des Diözesanleiters hatte mich im Frühjahr 2023 auf meine Bereitschaft angesprochen, seine Nachfolge anzutreten. Er wolle aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. Nach Rücksprache mit meiner Frau habe ich dann gern meine Zusage gegeben. Und übe diese Funktion seit September 2023 mit Freude aus, engagiere mich gemeinsam mit etwa 1.800 ehrenamtlichen Helfer/innen im Oldenburger Land.
Uli: Dieses Mal war es genau anders herum wie 1974 : nun hatte Sebastian mich Anfang 2024 angesprochen, ob ich bei meinem Renteneintritt nicht Lust hätte, ehrenamtlich zu den Maltesern zurückzukehren. Da ich mir bereits vor meinem Ausscheiden bei apetito Gedanken gemacht hatte, mich ehrenamtlich zu engagieren, kam die Frage genau zum richtigen Zeitpunkt. Und auch wenn das Amt derzeit viel Zeit erfordert, macht es sehr viel Freude, gemeinsam mit tollen Menschen etwas zu bewirken.
Was ist der Unterschied in der Funktion zwischen einem Landesleiter und einem Stadtbeauftragten?
Sebastian: Ich bin als Landesleiter für den Offizialatsbezirk Oldenburg verantwortlich, eine Region von Damme bis Wilhelmshaven, in der 16 Gliederungen aktiv sind. Da fallen viele Gremien- und Repräsentationsaufgaben an. Unsere Stadtbeauftragten sind im Gegensatz dazu viel stärker in das Tagesgeschäft eingebunden und gefordert.
Was sind die wesentlichen Aufgaben, die du als neuer Stadtbeauftragter angegangen bist?
Uli: Durch den plötzlichen Tod meines Vorgängers Christian Adler im Herbst 2022 herrschte eine gewisse Führungsvakanz. Denn auch die Offizialatsgeschäftsstelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite war seinerzeit durch die schwere Erkrankung und den Tod des Geschäftsführers, Frank Rieken, geschwächt. Von hier konnte kaum Unterstützung geleistet werden. Der Ortsvorstand um Florian Ellert hat mit beispielhaftem Engagement den Laden am Laufen gehalten. Wir haben nun den Vorstand und die Führung neu organisiert und Aufgaben neu verteilt. Derzeit bauen wir den Schulsanitätsdienst in Kooperation mit mehreren Schulen in Vechta neu auf. Dazu widme ich mich jetzt stark dem Thema Netzwerkarbeit und Repräsentation. Am Sonntag, 30.3., werden wir im Rahmen eines Familientages für alle Malteser, Angehörige und Freunde unsere erweiterte Dienststelle einweihen. Dies erfordert im Moment sehr viel Vorbereitungsaufwand.
Was sind denn die größten Herausforderungen für die Malteser der Zukunft?
Sebastian: Im Vordergrund steht die Finanzierung unserer Dienste. Hinzu kommt der Fachkräftemangel im hauptamtlichen Bereich. Die sich stets veränderte Welt stellt uns permanent vor neue Herausforderungen. Ich denke z.B. zurück an die Flüchtlingskrise, die Pandemie, das Ahrtal oder -in unmittelbarer Nähe- das Weihnachtshochwasser 2023. Wir müssen uns also permanent neuen Herausforderungen stellen, ohne das Angestammte zu vernachlässigen.
Uli: Neben der Sicherstellung der Finanzen, stellt die Gewinnung und Motivation der Ehrenamtlichen eine Daueraufgabe dar. Die Kunst wird es sein, Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten so in unsere vielfältigen Aufgaben einzubinden, dass keine Überforderung stattfindet und sich die Freiwilligen angenommen und wertgeschätzt fühlen. Dabei wollen wir auch versuchen, ehemalige Ehrenamtliche gezielt anzusprechen und zu reaktivieren.
Was ist die Erfüllung oder Bereicherung durch euer Ehrenamt?
Uli: Das Jahresmotto der Malteser Akademie 2024 lautete: Wählt das Leben, damit ihr lebt. Es ist eine Erinnerung daran, dass die Helferinnen und Helfer durch ihr freiwilliges Engagement nicht nur anderen helfen, sondern sich auch selbst in und mit einer tollen Gemeinschaft bereichern. Ich kann nur alle Interessierten herzlich einladen, sich uns anzuschließen. Es bereitet einfach sehr viel Freude, gemeinsam Gutes zu tun.